Wolfgang Rihm (VO)

Wolfgang Rihm (durée : 4'31''21)

extrait de "Jagden und Formen"pour ensemble interprété par l'Ensemble Modern, sous la direction de dominique My Enregistrement :  Deutsche Grammophon - Editeur de partition : Universal Edition AG, Vienne


 

" Ich kann nicht sagen : « Da wollte ich Komponist werden » Ich wusste ja gar nicht was das ist ; Ich fand mich vor als jemand der komponiert. Ich war jemand der immer etwas...schon als Kind... etwas hervorbringen wollte. Ich habe geschrieben, ich habe gezeichnet, und dann irgendwann auch damit begonnen, zu komponieren. Ich kann es nicht auf eine Urerfahrung zurückführen. Das Komponieren selber ist die Urerfahrung. Die Musik, was ist sie ohne Zeit ? Aber was wäre die Zeit ohne die Musik ? Ich meine, das ist ein Wechselverhältnis. Wir bemerken die Zeit, wenn sie gestaltet zu uns vordringt als Musik. Aber wir, als Komponisten, formen die Zeit, indem wir Ihr eine Gestalt aufzwingen…ich weiss es nicht… aber ermöglichen. Das Schreiben selbst, das geschieht mit ganz normalen Mitteln, mit Bleistift, Tinte, Papier… Ich gehe oft ans Klavier, um was auszuprobieren, aber das eigentliche Partiturschreiben geschieht am Tisch. Ich kann mir es nicht anders vorstellen. Ich brauche die Fläche, ich brauche die Spur, ich brauche die Spur der Schrift, ich brauche das Sichtbarwerden der flüssigen Substanz im Falle der Tinte, oder überhaupt die Spur des Stiftes als Fortsetzung meiner nervlichen Reaktionen.Das brauche ich beim Schreiben. Dieses Werk, es ist entstanden aus sehr vielen verschiedenen Zuflüssen. Manches, was in der Mitte steht, war am Anfang, und manches was am Anfang steht, war erst ganz spät. Also das Stück entstand an vielen Enden gleichzeitig, und hat sich sozusagen durch meine Hilfe realisiert. Ich war wie eine Art…, ja manchmal sage ich « Gärtner », der hilft, die Pflanzen wachsen zu lassen, ein organischer Prozess. Es antwortet eine unisono geführte Linie von vier Instrumenten : englisch Horn, Gitarre, Marimba, Harfe …auf eine bestehende, homophone Struktur, sehr gerissen, und dazwischen habe ich, sozusagen in die Zwischenräume hinein, diese Linie frei gesetzt. Das ist wie auf einem Bild…man hat eine Textur, eine Struktur und schreibt eine Linie frei in diesen Raum hinein. So ist es zu verstehen. So klingt es auch. Das bekommt eine Perspektive."


PRODUCTION : PANDORE/LGM - REALISATION : Yan PROEFROCK (PANDORE) - POSTPRODUCTION : PANDORE - DIFFUSION : MEZZO