George Benjamin VOST (DE)

George Benjamin (durée : 5'57''05)

extrait du "Viola, viola" pour deux altos interprété par Tabea Zimmermann et Antonie Tamestit - enregistrement : Nimbus Records, UK - Editeur de partition : Faber Music Ltd.


" Ich habe mich vom ersten Moment an für die Musik begeistert. Und zum ersten Mal habe ich sie im Schlafzimmer gehört, das ich mit meiner Schwester teilte. Sie hatte das Radio an und hörte englische Popmusik der frühen 60iger Jahre, darunter die Beatles und andere bekannte Künstler... Es ist ganz einfach, ich versuchte, diese Dinge nachzumachen und sie mir im Kopf zurechtzulegen. In diesen Liedern hörte ich nicht nur die Melodie, sondern auch die Harmonie und die Begleitung auf den verschiedenen Instrumenten. So blieb es ein paar Jahre lang und ich schäme mich zuzugeben, dass ich gegenüber klassischer Musik reichlich intolerant war. Dann sah ich den Film « Fantasia » als ich sieben war und verliebte mich in klassische Musik. Als ich Beethoven entdeckte und seine moralische Kraft, diese Wahrheit und Schönheit, die sich vielleicht Kindern besonders erschliesst, verfolgte sie mich geradezu. Ich spielte die Stücke am Klavier, und trieb es manchmal bis ins Lächerliche,  
wenn ich zu den Schallplatten dirigierte. Ich war also vor allem von Beethoven besessen, aber später, als sich mein Repertoire erweiterte, auch von der ganzen europäischen Klassik. Anfangs komponierte ich direkt am Klavier. Ich sass dann am Klavier und schrieb auf Notenpapier. Mittlerweile habe ich mich vom Klavier fortentwickelt und denke abstrakter. Ich plane die Dinge mehr und denke länger nach. Für die schwierigeren Passagen und Stücke bedarf es manchmal einer langwierigen, strukturellen Vorarbeit, bevor ich die erste Note schreiben kann. Ja, ich habe einige Lieblingsstifte ! Zwei oder drei, die mir besonders wertvoll sind.
Ich wäre sehr verärgert, wenn ich sie verlöre. Manchmal benutze ich auch Tinte, aber für das endgültige Manuskript nehme ich immer Tinte. Wenn ich dann zwei oder drei Stifte finde, die mir besonders gefallen, bestelle ich grosse Mengen bevor ich anfange, zwanzig oder dreissig davon. Ich wäre entsetzt, wenn ich plötzlich nicht den richtigen Stift hätte. Die Wahl der Grösse und der Art des Papiers steht in einer ganz besonderen Beziehung zum Klang, den der Zuhörer am Ende vernimmt. Wenn das Papier zu gross für ein komplexes Stück ist und zu viele Einzelheiten enthält kann man sich geradezu festfahren und durch zu viele Details behindert werden. Der Klangfluss des Stückes leidet dann darunter. Andererseits fehlt es der Musik an Lebendigkeit und Fantasie, wenn man nur die grossen Linien komponiert und keinerlei Einzelheiten hat. Mein Stück « Viola,viola » wurde von dem berühmten japanischen Komponisten Toru Takemitsu in Auftrag gegeben. Stellen sie sich vor, sie haben nur zwei Bögen, zwei Bratschen und zwei Musiker. Mit acht Saiten kann man nicht viel anfangen und doch gibt es unendliche Möglichkeiten. Ich wollte kein Duett, keine einfache, transparente Kammermusik. Es sollte eine riesige, vervielfachte und verzauberte Bratsche sein. Der Auszug beginnt mit dem Höhepunkt des Stückes. Harmonische Vielfalt und ein weitgespanntes Register. Ein Violoncello spielt im hohen Notenbereich bis zum einem sehr hohen, kraftvollen F-dur. Es folgt eine sehr langsame Melodie gespielt von der zweiten Bratsche, bis zum tiefsten C, das das Instrument überhaupt erreichen kann. Der Zwischenraum ist ausgefüllt mit harmonischen Resonanzen die so voll wie möglich sind. Und schlussendlich die Coda, der Abschluss des Stückes, die letzte Seite, mit einer gänzlich anderen Atmosphäre. Stille verschlingt die Musik, grosse Pizzicato-Akkorde klingen länger und länger... Ich habe versucht, mit den beiden Bratschen den Eindruck einer sehr hell klingenden Glocke zu erzeugen. Eines spielt ein richtiges Pizzicato, während das andere die Resonanzen spielt, und sie hält, bis sie verklingen. Die Stille nimmt zu... Ich hoffe, es ist beides zugleich, ein überraschender Abschluss aber auch eine emphatische Zusammenfassung des Stückes, unerwartet, aber dennoch der Abschluss."


PRODUCTION : PANDORE/LGM - REALISATION : Yan PROEFROCK (PANDORE) - POSTPRODUCTION : PANDORE - DIFFUSION : MEZZO